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Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 02.09.2023 19:57:03
von Ronny
Thomas U. hat geschrieben: 02.09.2023 15:57:18 Nein, mal ernsthaft, manchmal frage ich mich, ob solche Spitzfindigkeiten denn wirklich notwendig sind, oder ob diese Überkorrektheiten nicht einfach mal vereinfacht gehören.
Es wird immer gesagt, die Tafel sei ortsfest, die Scheibe sei nicht ortsfest. Bleibt die Frage, ob das bei der Benennung der Signale tatsächlich eine Rolle gespielt hat, gar so festgelegt wurde, oder ob das bloß Zufall ist. Vielleicht hat das auch später jemand als Erklärung erfunden für einen zufälligen Sachverhalt.

Wie dem auch sei, Rolf Miller ist zwar lustig, aber man sollte Dinge schon bei ihrem Namen nennen. Man kann sich natürlich mit der Mittelmäßigkeit begnügen und sagen: „Joa, wir wissen ja, was gemeint ist. Nennen wir es einfach ‚Ding‘“. Diese Herangehensweise scheint in der heutigen Zeit immer mehr Menschen auszureichen.
Sicher ist es am einfachsten für das Merken, alle …tafeln und …scheiben als …signale zu benennen. Das geht aber nicht mal eben so einfach, weil das Signalbuch an die ESO gebunden ist.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 02.09.2023 20:32:52
von Leif K.
Vergessen wir mal kurz Rolf Millers „Ding“, dazu könnte ich aus dem Ruhrdeutschen auch noch abschreckendere Beispiele beisteuern. Auf jeden Fall bezweifle ich gefühlsmäßig, dass der Unterschied zwischen Scheibe und Tafel vor über hundert Jahren bewusst so definiert wurde. Aber originale Aufzeichnungen zu den Gedanken der damaligen Autoren werden natürlich nicht mehr existieren.

Aber eine andere Frage: Wieso stellen sich bestimmte EBA-Außenstellen an über die Position der „roten Laterne“ (ich schreibe das bewusst so provokativ)? Die Beschreibung des Sh2 in Modul 301.0601 heißt wörtlich nur:

Nachtzeichen: Ein rotes Licht am Tageszeichen oder am Ausleger des Wasserkrans.

Und dass die Bilder im Signalbuch nicht verbindlich sind, sondern allein der Wortlaut der Beschreibung zählt, hat man mir 1995 in der Ausbildung noch eingetrichtert. In der damaligen DS 301 stand das sogar in den Bemerkungen ausdrücklich drin:

Für das Aussehen der Signale ist die Beschreibung maßgebend. Die Abbildungen dienen zur Erläuterung.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 02.09.2023 21:08:46
von Ronny
Es gibt auch Mitarbeiter einer bestimmten EBA-Außenstelle, die sich daran stören, wenn auf einem Stellwerk an eingleisiger Strecke der Merkhinweis 12 (Fahren auf dem Gegengleis) vorhanden ist. Aber ist doch schön, wenn sie nichts schlimmeres gefunden haben …

Die Sache mit dem Nachtzeichen ist sogar noch halbwegs nachvollziehbar. Hier liegt es nicht am Signalbuch, sondern an der Regelzeichnung. Das ist die technische Zeichnung, wie diese Konstruktion auszusehen hat. Je näher sich das rote Licht an der Höhe seiner Augen befindet, desto besser ist es für den Tf erkennbar. Je niedriger das rote Licht angeodnet ist, desto eher kann es verdeckt werden. Gerade in Verbindung mit Bauarbeiten kann das mal schnell passieren. Da reicht schon eine feste Absperrung, um das rote Licht zu verdecken, wo man bei Tag das Tageszeichen wegen seiner Breite noch deutlich wahrnimmt.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 02.09.2023 21:36:18
von Leif K.
Das eingleisige Gegengleis schreit nach etwas Sonntagsphilosophie - also morgen.

Zum ernsten Hintergrund des Nachtzeichens: Rein technisch bin ich hinsichtlich der sicheren Wahrnehmung zu 100% bei Dir und den betreffenden EBA-Kollegen. Trotzdem gibt es die ESO als öffentliche Rechtsgrundlage zunächst nicht her.

Die Regelzeichnung ist natürlich grundsätzlich auch zu respektieren, aber ist sie nach aktuellem Stand bindend? Oder ist nur eine Leitlinie?

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 02.09.2023 23:23:56
von Ronny
Vielleicht erst mal eine kleine Darstellung, was für die Eisenbahn gültiges Regelwerk ist. In den Lehrbüchern wird das gerne als fünfstufige Pyramide dargestellt. Das an der Spitze stehende Regelwerk ist allgemeiner gehalten. Je weiter es nach unten geht, desto umfangreicher und spezifischer sind die darin enthaltenen Regelungen. Diese fünf Stufen sind:
  • EU-Richtlinien
  • (Bundes-) Gesetze
  • Rechtsverordnungen
  • unternehmensinternes Regelwerk auf Richtlinienebene (Richtlinien, Weisungen)
  • unternehmensinternes Regelwerk auf örtlicher Ebene (örtliche Zusätze, Auftragsbuch)
Die ESO als Rechtsverordnung gibt nur einen allgemeinen Rahmen vor. Sie wird präzisiert durch das Signalbuch und dessen örtliche Zusätze, durch Weisungen und Regelzeichnungen. Also ja, die Regelzeichnungen sind nicht nur „grundsätzlich zu respektieren“, sondern sie sind einzuahlten wie jeder andere Bestandteil des Regelwerks auch.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 03.09.2023 10:52:12
von Leif K.
Ronny hat geschrieben: 02.09.2023 23:23:56 Diese fünf Stufen sind:
  • EU-Richtlinien
  • (Bundes-) Gesetze
  • Rechtsverordnungen
  • unternehmensinternes Regelwerk auf Richtlinienebene (Richtlinien, Weisungen)
  • unternehmensinternes Regelwerk auf örtlicher Ebene (örtliche Zusätze, Auftragsbuch)
Kein Widerspruch, Euer Ehren. Die Rangpyramide der Rechtsgrundlagen sieht im Atomrecht, mit dem ich arbeite, prinzipiell genauso aus, nur dass wir an der Spitze „Internationales Recht“ stehen haben, da ja die IAEA der UN die höchste Instanz ist. Die Durchführung des Verwaltungsverfahrens wird durch das AtG auf die Bundesländer delegiert. Die oberste Verpflichtung an den Betreiber besteht darin, im sog. Betriebshandbuch (BHB) alle sicherheitsrelevanten Organisationselemente und Prozesse zu definieren. Das BHB ist auch der Aufsichtsbehörde zur Genehmigung vorzulegen, und die weitere Einhaltung wird überprüft.

Jetzt folgt die Frage zur Präzisierung: seitdem die Bundesbahn und Reichsbahn nicht mehr als oberste Bundesbehörden (und damit selbstprüfend) existieren, gibt es 1.) das EBA als Aufsichtsbehörde und 2.) auch einen erheblichen Umfang an DIN EN Normen, die die Eisenbahn betreffen. Das Wesen von technischer Normung ist, dass sie den „Stand der Technik“ reflektiert (der gegenüber dem Stand der Wissenschaft oft schon spürbar veraltet ist) und dass sie den Anwender bei korrekter Anwendung entlastet. Technische Normung ist aber trotzdem nicht verpflichtend. Ich kann mit Begründung und individuellen Nachweisen davon abweichen. Wie geht Ihr innerhalb des Systems Bahn damit um?

Im Übrigen galt die Pyramide ja schon zu Bundesbahnzeiten, da war sie nur noch nicht so visualisiert in den Ausbildungsunterlagen. Aber auch damals gab es
  • den Bundesbahn-Artikel im Grundgesetz
  • das Bundesbahngesetz
  • die ESO als Beispiel einer Rechtsverordnung
  • die DS der verschiedenen Fachbereiche, also z.B. 301 und 408 als Bibeln des Betriebsdienstes aber auch 814 (Äquivalent zur DV 456 bei der DR) und 815 rund um den Bahnübergang
  • das Bahnhofs- und der Streckenbuch und die VBfpl und Streckenlisten als das, was später unter öRil subsumiert wurde

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 07.09.2023 01:22:06
von Ronny
Standardmäßig ist das Anwenden technischer Normen im Regelwerk festgelegt und somit zunächst verpflichtend. Das EBA hält bspw. Eisenbahnspezifische Technische Baubestimmungen vor. Soll von einer solchen technischen Norm abgewichen werden, ist meist eine unternehmensinterne Genehmigung erforderlich. Dafür sind dann entsprechende Nachweise zu führen. Bei sicherheitsrelevanten Abweichungen ist in der Regel zusätzlich zur UiG auch eine Zustimmung im Einzelfall des EBA notwendig.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 10.09.2023 14:41:32
von Leonard K.
Um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Haben wir schon Sperrsignal Schirme (Siemens 58), die Sh1 und Kennlicht zeigen können? Bisher habe ich nur entweder Sh1 oder Kennlicht gefunden.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 10.09.2023 15:11:03
von Alwin Meschede
Als diese Signale damals gebaut worden sind, hätte man das sehr einfach in den bestehenden Dateien mal eben mit machen können. Ansteuerlogik wäre egal gewesen, aber Hauptsache die Animation wäre da. Jetzt, mit tausenden Einbauten dieser Signale im Feld, kriegt man das nicht mehr mit vertretbarem Aufwand nachgerüstet. Jetzt muss man dafür den ganz großen Riemen auf die Orgel legen, mit extra neuen Dateien für diese Signalvariante. Ich würde allerdings dafür plädieren, dass im Signalassistenten künftig nur noch die neue Variante verlinkt wird. Damit haben zumindest alle Neubauten künftig einen einheitlichen technischen Stand.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 10.09.2023 15:20:11
von F. Schn.
Ich würde auch hier vorschlagen, die Variante dann -V2 zu nennen, analog zur Esig69-V2.lod.ls3 mit dem Nebenrot.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 10.09.2023 21:32:09
von Alwin Meschede
Ich habe folgenden Rohbau eines EZMG-Signals erstellt:
Bild
Jetzt wäre die Frage, wie es von hier aus weitergeht. Derzeit habe ich keine Fotos, die ich für Texturzwecke benutzen darf. Entweder kann mir jemand da relativ kurzfristig etwas verschaffen (woher auch immer), oder ich würde halt eine gerenderte Textur improvisieren.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 15:30:05
von Alwin Meschede
Schutzstreckensignal B900
Bild

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 16:32:15
von SirTobie
Alwin Meschede hat geschrieben: 24.09.2023 15:30:05 Schutzstreckensignal B900
Bild
Au fein - dann kann ich mein Provisorium dagegen austauschen. ..

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 16:42:07
von Alwin Meschede
Wie sieht das Ding bei dir denn in echt aus? Weil das was ich gebaut habe ist eigentlich original DDR. Ob die den Westen erobert haben, da müsste man eigentlich ein Fragezeichen dran machen.

(ich muss schon immer grinsen, weil mein Fernsprechkasten vom VEB RFT irgendwie auch einen Fanclub unter westdeutschen Streckenbauern hat- wenn das der Erich wüsste...)

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 16:53:38
von Melvin
Also die El1/El2, die zwischen Owschlag und Rendsburg stehen und inzwischen ausgekreuzt sind, sehen dem aber seehr ähnlich ..

Bild

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=s-f-uUm5Ouo&t=4684s

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 16:59:16
von SirTobie

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 17:26:15
von F Sch
Baugleich sind sie definitiv nicht. Das fängt schonmal bei der Verwendung eines U-Mastes (vmtl. U100) mit entsprechendem Mastfuß bei der DS-Variante an. Den Abstand zwischen den einzelnen El-Signalen könnte man mittels Ankerpunkt/Signalassistent variabel gestalten. Ich kann mich zudem daran erinnern, dass es im DS-Bereich Wechselzeichen gab, welche je nach Schaltzustand El 1 bzw. El 2 anzeigen. Das wäre auch eine sinnvolle Bereicherung (wenn die meisten dieser Wechselzeichen auch in der Realität quasi dauerhaft El 1 oder El 2 anzeigen).

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 24.09.2023 17:49:08
von tf_jonezz

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 06.10.2023 21:28:27
von Alwin Meschede
Mein EZMG-Prototyp jetzt mit Textur drauf:
Bild
Diese Schuten sind echt überkandidelt. Wenn man das Signal nur ein wenig schief anschaut, siehst du nichts mehr (zumindest bis die Signallichtvergrößerung wirkt - dann ist eh alles egal :mua ). Wie sich das z.B. bei einem Einfahrsignal im Gleisbogen auswirken würde, ist schwer abzuschätzen. Sicherheitshalber werde ich wohl die Schirme so konstruieren, dass sie am Mast drehbar sind.

Re: Weiterentwicklung des deutschen Signalbaukastens

Verfasst: 02.11.2023 14:27:13
von Luki460
Hallo zusammen, gibt es aktuell irgendwelche Entwicklungen zum Thema ZSB2000 Ks Signale von Scheidt und Bachmann? Oder passiert da erstmal nichts?

Gruß