Oberstrombegrenzungen

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Carsten Hölscher
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Oberstrombegrenzungen

#1 Beitrag von Carsten Hölscher »

Wie kürzlich schon hier zu lesen war, haben wir ja einen 483-Simulator gebaut. Der echte Zug hat eine Komfortfunktion, die auch der Simulator können soll, nämlich eine automatische, GPS-basierte Strombegrenzung für einige Bereiche, in denen die Stromschiene nicht so viel hergeben kann.
Nach dem Motto "wenn man schonmal dabei ist kann man es auch gleich richtig machen" kann man das zukünftig auch für alle anderen Fahrzeuge nutzen. Hier etwas Vorab-Doku dazu:

Bild

Bei der Gelegenheit hab ich auch die Option eingebaut, dass unter LZB und ETCS eine HS- und SA-Bedienung automatisch erfolgen kann.
dazu Fragen zum Original: Wann wird denn ein SA heben bzw. HS ein ausgeführt? Wird da die Zuglänge reingerechnet, damit ein am Zugschluss laufender HS nicht vor der Schutzstrecke einschaltet?
Und was passiert, wenn der Tf den Fahrschalter nicht in 0 hat?

Carsten

Jan
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Re: Oberstrombegrenzungen

#2 Beitrag von Jan »

Als Indizien vielleicht hilfreich: Bei der französischen TVM 430 wird die Zuglänge mitgerechnet. Stromabnehmer senken ist dort nur als Rückfallebene gedacht, falls es der Lokführer vergisst. Stromabnehmer heben muss durch den Lokführer bedient werden, es wird aber überwacht, dass die kommandierte Länge des Systemwechsels plus Zuglänge durchfahren wurde und das korrekte neue Stromsystem eingestellt wurde, ansonsten werden die "Stromabnehmer auf"-Befehle nicht angenommen.

HS aus/ein scheint hingegen als Vollautomatik gedacht zu sein. Die Zugkraft wird vor dem Ausschalten des Hauptschalters automatisch zurückgenommen [1], und nach dem Durchfahren der Trennstelle (plus Zuglänge) wird der Hauptschalter wieder geschlossen und die Zugkraft automatisch wieder bis zur Fahrschalterstellung aufgebaut.

Die britische APC (Automatic Power Control) ist viel primitiver (kommt ja aber auch nicht auf Schnellfahrstrecken zum Einsatz) und kann nur abrupt Hauptschalter aus und wieder ein kommandieren, aber die mir vorliegende Betriebsanleitung einer E-Lok mit Thyristorsteuerung (kein konventionelles Schaltwerk) sagt, dass keine Notwendigkeit zum Zurücknehmen des Fahrschalters besteht. Gut, die Anleitung stammt noch aus BR-Zeiten, und es kann sein, dass die heutige Fahrpraxis da anders aussieht, aber alles deutet darauf hin, dass man einen Nullstellungszwang für die Hauptschalterautomatik definitiv optional machen sollte.

[1] Sanft innerhalb von 5 s, sodass die Zugkraft (100 - fahrzeugspezifischer Wert zur Berücksichtigung des Stromabnehmerabstandes von der Zugspitze) m vor dem Ausschaltsignal abgebaut ist und dann der Hauptschalter geöffnet wird.

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Jens Haupert
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Re: Oberstrombegrenzungen

#3 Beitrag von Jens Haupert »

Hallo,

ZD wird mit dem nächsten Update erlauben, bei allen Fzg, die das unterstützen, die Oberstrombegrenzung einzustellen. Ich ergänze aus meiner Sicht mal noch eine Frage zum Thema: Hat jemand einen Foto zur Oberstrombegrenzungsmaske für folgende Fzg:
  • Traxx3 (147/187 mit Softkey-Displays),
  • Taurus 1016/1116/BR182 und
  • 1216?


Danke.

Viele Grüße
Jens

Alwin Meschede
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Re: Oberstrombegrenzungen

#4 Beitrag von Alwin Meschede »

Carsten Hölscher hat geschrieben: 07.05.2024 22:08:35 Bei der Gelegenheit hab ich auch die Option eingebaut, dass unter LZB und ETCS eine HS- und SA-Bedienung automatisch erfolgen kann.
Dazu hatte Joachim Günther hier was geschrieben: viewtopic.php?p=339716#p339716 - die LZB wirkt also eigentlich gar nicht auf den Hauptschalter, sondern sie gibt der Fahrzeugsteuerung nur eine Oberstrombegrenzung auf Null vor. Elektrisch fahren oder bremsen ist in dem Zustand dann nicht möglich. Aber der Hauptschalter bleibt eingeschaltet, wenn man ihn nicht von Hand ausschaltet.
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Alwin Meschede
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Re: Oberstrombegrenzungen

#5 Beitrag von Alwin Meschede »

Carsten Hölscher hat geschrieben: 07.05.2024 22:08:35 dazu Fragen zum Original: Wann wird denn ein SA heben bzw. HS ein ausgeführt? Wird da die Zuglänge reingerechnet, damit ein am Zugschluss laufender HS nicht vor der Schutzstrecke einschaltet?
Nach deutschem ETCS-Lastenheft muss das betrieblich abgefangen werden. Auf Deutsch: Der Tf muss darauf achten. Technisch ist das Wiedereinschalten des Triebfahrzeugs möglich, sobald die Zugspitze den Schutzstrecken-Bereich verlassen hat. Projektiert wird ein Schutzstreckenbereich jeweils mit 50 Meter Zuschlag an beiden Enden (für Ortungsungenauigkeit).
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Joachim Günther
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Re: Oberstrombegrenzungen

#6 Beitrag von Joachim Günther »

Carsten Hölscher hat geschrieben: 07.05.2024 22:08:35 dazu Fragen zum Original: Wann wird denn ein SA heben bzw. HS ein ausgeführt? Wird da die Zuglänge reingerechnet, damit ein am Zugschluss laufender HS nicht vor der Schutzstrecke einschaltet?
Und was passiert, wenn der Tf den Fahrschalter nicht in 0 hat?
In den Bereichsdaten der Operationszentrale (OPZ) der LZB L72 CE können sogenannte "Bügel-senken-Zonen" oder "Hauptschalter-aus-Zonen" projektiert werden, über die der Tf entsprechende LZB-Aufträge für manuelle Bedienungshandlungen im Führerraum erhält. (Auszug aus der RiLi 483.0202 siehe unten.)
Diese Funktionalität dient also nicht dafür eine Fernsteuerung des Stromabnehmers oder des Hauptschalters über die Triebfahrzeugleittechnik zu bewirken *.

Die Kommandierung von "Bügel senken" oder "Hauptschalter aus" erfolgt von der OPZ an das Tfz in einem zeitlichen Abstand abhängig von Vist, bevor die Zugspitze den Anfang der "Bügel-senken-Zone" oder den Anfang der "Hauptschalter-aus-Zone" erreicht. Die Kommandierung "Bügel heben" oder "Hauptschalter ein" erfolgt, wenn die Zugspitze das Ende der "Bügel-senken-Zone" erreicht hat.

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* Anmerkung: Die Informationen, die das LZB-Fahrzeuggerät von der OPZ erhält, werden zusätzlich im Tfz über den MV-Bus an die Fahrzeugleittechnik weitergegeben. Die Fahrzeugleittechnik kann diese Informationen z.B. für Plausibilitätsprüfungen verwenden.

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Joachim Günther

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